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Was passiert mit unseren Altkleidern?

fairlyfab gibt dir Tipps und Empfehlungen für eine umweltfreundliche Entsorgung von Kleidung.
Text von Connie Gräf-Adams
5/27/2021
Altkleider entsorgenAltkleider entsorgen

Kleidung entwickelt sich immer mehr zum Wegwerfprodukt. Die günstigen Preise und ständige neue Kollektionen laden zu so manch unbedachtem Spontaneinkauf ein. Die Folge: Laut einer Greenpeace-Studie lagern mehr als 5 Milliarden Kleidungsstücke in deutschen Schränken. 2 Milliarden davon werden jedoch gar nicht oder allenfalls selten getragen und entsprechend schnell wieder entsorgt. Doch was passiert eigentlich mit den Altkleidern, von denen wir uns innerhalb kurzer Zeit wieder bereitwillig trennen?

 

Entsorgung im Altkleidercontainer

 

Ein Großteil der aussortierten Textilien und Schuhe landet schlichtweg im Restmüll und anschließend in der Verbrennungsanlage – und das obwohl gefühlt an jeder zweiten Straßenecke ein Altkleidercontainer steht. Ideal ist die Entsorgung in diesen Kleidersammelboxen oder bei Haustürsammlungen jedoch ebenfalls nicht. Teilweise werden die Container nämlich illegal ohne Genehmigung der Behörden aufgestellt oder Gewerbeunternehmen haben lediglich das Logo einer gemeinnützigen Organisation gemietet.

Entgegen der Annahme, dass die anonyme Kleiderspende bedürftigen Menschen zugutekommt, geht also vieles an gewerbliche TextilverwerterInnen, die die Kleidung für den eigenen Profit weiterverkaufen, häufig an HändlerInnen in afrikanischen Länder. Die Flutung mit billiger minderwertiger Secondhand-Ware durch gewerbliche Sammler schadet den TextilproduzentInnen und HändlerInnen vor Ort. Und nicht nur das. Ein Großteil der Waren ist von minderwertiger Qualität und kann teilweise deshalb nicht wiederverkauft werden.

Die Folge: Auch dort wird sie einfach weggeworfen oder verbrannt, weil oft keine funktionierende Abfallstruktur vorhanden ist. Vor allem Textilien aus synthetischen Materialien verrotten nicht, sie setzen Methan frei, zerfallen in Mikroplastikpartikel und verschmutzen Böden und Gewässer

 

Faires Sammeln in gekennzeichneten Containern

 

Wer sich hinter einer Kleidersammlung verbirgt und was mit den Altkleidern passiert, ist für VerbraucherInnen meist nur schwer nachvollziehbar. Für mehr Transparenz hat der Dachverband FairWertung e.V., ein Zusammenschluss gemeinnütziger Altkleidersammler in Deutschland, verbindliche Standards entwickelt und umgesetzt. Welche Organisationen sich an den Verhaltenskodex halten, erkennt man daran, dass Kleidercontainer, Sammelaufrufe und -tüten das grüne FairWertung-Zeichen tragen. Zudem kann man auf altkleiderspenden.de eine lokale Suche starten und den nächstgelegenen Standort einer Sammelbox finden. Der Inhalt der Container geht unsortiert an Textilverwerter, der Erlös kommt sozialen Projekten zugute.

 

Altkleider entsorgen

Abgabe an Kleiderkammern und Sozialkaufhäuser

 

Sozialkaufhäuser und Kleiderkammern von Caritas, Deutsches Rotes Kreuz und regionalen Hilfsorganisationen nehmen gut erhaltene Kleidung auch direkt an, verkaufen sie für kleines Geld oder geben sie kostenlos an obdachlose Personen, geflüchtete Menschen und andere Bedürftige ab.

Eine Übersicht über soziale Einrichtungen in der Umgebung, die Altkleider und weitere Sachspenden annehmen, findet man auf wohindamit.org.

Angesichts der großen Mengen, die aus deutschen Kleiderschränken aussortiert werden – nach Informationen des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (bvse) handelte es sich im Jahr 2018 um 1,3 Millionen Tonnen oder umgerechnet gut 15 kg pro Einwohner – sollte man sich unbedingt vorher mit der entsprechenden Stelle in Verbindung setzen und erfragen, ob aktuell Bedarf besteht und in welcher Form die Kleiderspende entgegengenommen wird.

Gut erhaltene Kleidung, Taschen und Schuhe nimmt auch die Deutsche Kleiderstiftung an. Die Kleiderspende kann kostenlos als Paket verschickt werden, den notwendigen Paketschein kann man online herunterladen.

 

Verwertung von Altkleiderspenden

 

Auch bei Sozialkaufhaus und Kleiderkammer geht unbrauchbare oder überschüssige Kleidung an gewerbliche Textilverwerter. Die erzielten Erlöse fließen in wohltätige Projekte, dienen dem Betrieb der Einrichtung und der Beschäftigung von Mitarbeitern zu fairen Löhnen.

Was dann bei der Verwertungsfirma mit den Altkleidern passiert, hängt von deren Art und Qualität ab. Jede Spende muss in Sortierbetrieben von Hand in mehreren Durchgängen geprüft werden, damit möglichst viel sinnvoll weiterverwertet werden kann.

Laut der bvse-Alttextilstudie 2020 können 62% der gesammelten Textilien als Secondhand-Ware weiterverwendet werden, 14% werden zu Putzlappen und Dämmstoffen verarbeitet, insgesamt 12% müssen beseitigt werden bzw. dienen als Ersatzbrennstoffe.

Trotz steigender Sammelmengen ist der Anteil an geeigneten Materialien für Textilrecycling mit gerade mal 12% stark rückläufig. Die Gründe dafür sind nach Angaben des Verbands die minderwertige Qualität und Materialmischungen von Billigmode, die Recycling der Fasern entgegenstehen.

 

Und was passiert mit Altkleidern, die man im Einzelhandel abgibt?

 

Einige Modeketten wie beispielsweise H&M, Zara oder Zalando bieten mittlerweile an, getragene Kleidung zurückzunehmen – gegen Rabattgutscheine oder Geld, falls die Textilien als Secondhand-Ware im Shop weiterverkauft werden. Einen messbaren Nutzen für die Umwelt erzielen solche Maßnahmen jedoch nicht. Letztendlich passiert mit den Altkleidern das Gleiche wie an anderer Stelle auch: Sie werden von einem Verwertungsunternehmen aufgekauft, wandern als Billigware in andere Länder oder werden zu Putzlappen und Füllstoffen für die Auto- und Möbelindustrie.

Kritiker werten solche Kampagnen als reine Marketingmaßnahmen, auch als Greenwashing bekannt, um sich ein grünes Image zu verleihen. Kundinnen würden durch die Rabatte animiert, wieder neue Kleidung zu kaufen. Abgetragen werde der Müllberg damit nicht.

 

6 Tipps für einen umweltfreundlichen Umgang mit abgelegter Kleidung

 

Je länger bereits produzierte Kleidung genutzt wird, desto besser für die Umwelt. Hier einige Anregungen, um den Lebenszyklus deiner aussortierten Teile zu verlängern:

 

1. Upcycling und Downcycling: Textilien sinnvoll weiterverwerten

Mit ein wenig handwerklichem Geschick und Kreativität kann aus abgelegter Kleidung etwas Neues entstehen: Glatte, feste Stoffe eignen sich zum Beispiel zur Umarbeitung in Einkaufsbeutel und Kissenbezüge, aus Shirts und Sweatern lassen sich Mützen, Halstücher oder praktische Wäschesäckchen fertigen. Wer besonders geschickt im Nähen ist, zaubert aus Muttis Kleidern hübsche Röcke und Oberteile für Mädchen. So entstehen echte Unikate, die sonst niemand hat.

 

2. Mach Anderen eine Freude und verschenke Kleidung

Baby- und Kinderkleidung sieht oft noch aus wie neu, wenn die Kleinen herausgewachsen sind. Überlege doch mal, ob es im Freundes- und KollegInnenkreis oder in der Nachbarschaft eine Familie gibt, deren Kind etwas jünger als deines ist und das gleiche Geschlecht hat. Oder inseriere auf einer Plattform wie Vinted, die sich aus Mamikreisel und Kleiderkreisel zusammengeschlossen hat, dass du Kinderkleidung gegen Abholung zu verschenken hast – bestenfalls findest du sogar jemanden, der dir die abgelegten Teile nach jeder Saison gerne abnimmt.

 

3. Kleidertausch mit Freundinnen

Hand aufs Herz – wirklich kaputt oder abgetragen sind sicher die wenigsten Klamotten, die du aus deinem Kleiderschrank verbannen willst. Lade doch einfach deine Freundinnen ein und veranstalte eine Kleidertausch-Party. Dabei wirst du nicht nur das ein oder andere Kleidungsstück los, ihr habt garantiert auch jede Menge Spaß.

 

4. Neuwertige Markenkleidung online anbieten

Du würdest gerne noch ein paar Euro für deine Schätze bekommen? Auf etlichen Online-Plattformen kannst du Secondhand-Mode zum Verkauf einstellen. Auch dort herrscht zwar mittlerweile ein Überangebot, neuwertige Kleidung von Premiummarken ist jedoch bei Plattformen wie Vestiaire Collective (https://de.vestiairecollective.com) nach wie vor sehr begehrt.

 

5. Auf dem Flohmarkt verkaufen

In jeder Stadt finden mehrmals pro Jahr Flohmärkte statt. Für ein paar Euro Standgebühr kannst du deine abgelegte Kleidung dort gut verkaufen. Attraktiver wird dein Angebot, wenn du alle Stücke ordentlich auf Bügeln an einer Kleiderstange präsentierst und die Größenangabe außen sichtbar anbringst. Bring gute Laune mit – eine freundliche Ansprache steigert die Kauflaune der InteressentInnen.

 

6. Mehr Wertschätzung für Kleidung

Damit künftig erst gar kein textiler Müllberg bei dir entsteht, bringe deiner Kleidung mehr Wertschätzung entgegen. Auch wenn du das ein oder andere Kleidungsstück günstig erstanden hast – in dessen Herstellung sind viel Energie und Arbeitsleistung geflossen. Kombiniere vorhandene Pieces mal anders als bisher – jede Menge Anregungen findest du auf sozialen Kanälen unter Hashtags wie #ShopInYourWardrobe oder #ClosetReStyle. Manchmal genügt schon ein kleines Accessoire, um einem ungeliebten Teil einen völlig neuen Look zu verpassen.

Bei Neuanschaffungen lohnt es sich, in gute Qualität zu investieren, die lange tragbar und einfach zu pflegen ist. Wähle möglichst Stücke, die nur aus einem Material gefertigt sind, zum Beispiel Bio-Baumwolle. Diese lassen sich später einfacher recyceln.

 

Quellen zu diesem Thema:

https://www.bvse.de/gut-informiert-textil-recycling/studie-2020.html bzw. komplette

Studie bvs (2020) https://www.bvse.de/dateien2020/1-Bilder/03-Themen_Ereignisse/06-Textil/2020/studie2020/bvse%20Alttextilstudie%202020.pdf

bvse zur Recycling-Problematik https://www.bvse.de/gut-informiert-textil-recycling/pressemitteilungen-textilrecycling/3723-textilrecycler-kaempfen-mit-auswirkungen-des-fast-fashion-debakels.html

Studie Greenpeace (2015): https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/20151123_greenpeace_modekonsum_flyer.pdf

https://fairwertung.de/zahlen.2/index.html

https://www.test.de/Recyclingmode-Wie-die-Textilbranche-aus-Plastikmuell-und-Altkleidern-Neues-macht-4830881-0/

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