Fair Fashion bedeutet, Kleidungsstücke unter fairen Bedingungen herzustellen. Fair meint dabei gerecht: Beschäftigte in der Modeindustrie gerecht zu behandeln und zu bezahlen.
Die Definition geht auf den so genannten Fairen Handel zurück: Diese Handelspartnerschaft beruht auf Dialog, Transparenz und Respekt und setzt sich für mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel ein. Zum einen zielt sie auf gute Handelsbedingungen ab. Zum zweiten möchte sie internationale Menschenrechte benachteiligter Kleinbauern und ArbeiterInnen sichern – insbesondere in Lateinamerika, Asien und Afrika.
Dort engagiert sich die gemeinnützige Organisation Fairtrade für eine bessere Zukunft von Beschäftigten. Sie garantiert Gerechtigkeit entlang der textilen Lieferkette, das bedeutet menschenwürdige Bedingungen sowie faire Löhne auf Plantagen und in Produktionsstätten. Zudem erhalten Kleinbauern Mindestpreise für ihre Produkte wie etwa Baumwolle, deren ökologisch nachhaltiger Anbau kontrolliert wird.
Fair Trade-Kleidung ist auf dem Vormarsch: 2019 wurden laut Transfair e.V. 22,2 Millionen so gekennzeichnete Textilien verkauft – drei Jahre zuvor waren es erst 8,5 Millionen.
Dem Fair Trade- Konzept folgt zum Beispiel die nachhaltige Marke Mayamiko von Paola Masperi. Sie lässt Damenmode fair und nach den Prinzipien der Ethical Trading Initiative in Malawi in Ostafrika produzieren. Der dazugehörige Trust unterstützt benachteiligte Frauen, darunter HIV-infizierte, mit Schulungen und einer täglichen Mahlzeit.
Unternehmen, die faire Mode anbieten, setzen sich vor allem für faire Arbeitsbedingungen in der Produktion ein. Die Kernarbeitsnormen der ILO bilden hier die Grundpfeiler:
Der Fokus von Fair Fashion Brands richtet sich darauf, höhere soziale Standards zu fordern und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Dazu gehört unter anderem:
In der Modewelt kursieren viele Fachbegriffe, es fehlen genaue Definitionen. Fair Fashion zielt auf das Wohlergehen von Menschen ab, die in der Modeindustrie arbeiten. Ethische Mode stellt dabei explizit ethische Absichten eines Unternehmens in den Fokus, zum Beispiel Inklusion und Diversität.
Der Oberbegriff dieser Formen ist Sustainable Fashion, zu Deutsch nachhaltige Mode. Sie bezieht neben den sozialen Standards auch ökologische und umweltfreundliche Aspekte mit ein. Das beinhaltet, möglichst wenige Ressourcen zu verbrauchen und auf den Einsatz von Pestiziden und Insektiziden zu verzichten, sowie Wasser, Energie und Chemikalien in der Produktionskette zu reduzieren.
Weltweit arbeiten rund 60 Millionen Menschen in der Modeindustrie. Geregelte Arbeitszeiten, sichere Produktionsstätten, faire Löhne: Sozialverträgliche Arbeitsbedingungen sind nicht an der Tagesordnung. Besonders in Ländern Südasiens werden TextilarbeiterInnen ausgebeutet und Menschenrechte missachtet.
Beispiele:
Produktionsstätten in Asien, aber auch in Osteuropa, spülen im schnellen Rhythmus Mode für westliche Marken auf den Markt. Die Sorgfaltspflicht von Unternehmen wird dabei immer noch nicht wahrgenommen.
Es scheint eine Diskrepanz zwischen der Idee von nachhaltiger Mode und der Frage zu geben, wofür VerbraucherInnen vor allem der jüngeren Generationen, ihr Geld tatsächlich ausgeben. Eine Umfrage des Marktforschungsunternehmen Ipsos MORI im Auftrag von Changing Markets und Clean Clothes Campaign ergab:
Die Mehrheit der Deutschen ist der Meinung, dass Bekleidungsfirmen mehr Informationen über ihr Umweltengagement und Maßnahmen zur Senkung der Umweltbelastung zur Verfügung stellen sollten. Dabei sehen 71 Prozent Bekleidungshersteller in der Verantwortung für ihre Lieferketten.
Zwei Drittel der Deutschen (66 Prozent) – ein größerer Anteil als in jedem anderen der insgesamt sechs untersuchten Kernmärkte der EU – wären bereit, mehr für Modemarken auszugeben, die den Beschäftigten in ihren Lieferketten gerechte Löhne zahlen.
Nur jeder sechste Bundesbürger (15 Prozent) glaubt allerdings, dass die Textilindustrie ihre KundInnen über die Auswirkungen der Kleiderherstellung auf Mensch und Natur ausreichend informiert.
Obwohl viele VerbraucherInnen Fair Fashion wichtig finden, kaufen sie immer noch überwiegend herkömmliche Textilien. Woran liegt das? Ein aktueller Bericht der E-Commerce-Beratungsplattform Nosto in den USA zeigt, dass unter 2.000 befragten KäuferInnen nachhaltige Praktiken und faire Löhne für ArbeiterInnen zu den wichtigsten Verbraucheranforderungen an moderne Modehändler gehören. Die Umfrage ergab aber auch, dass 52% der VerbraucherInnen zwar wünschen, dass die Modeindustrie nachhaltigere Praktiken anwendet, aber nur 29% der VerbraucherInnen würden mehr für nachhaltig hergestellte Versionen der gleichen Artikel bezahlen.
Orientierungshilfe bei Fair Fashion bieten zertifizierte Siegel, die nicht nur Umweltaspekte abdecken, sondern auch Sozialstandards. Die Siegel befinden sich häufig direkt am Etikett des Kleidungsstücks. Was sie im Einzelnen beinhalten, erklärt dir zum Beispiel die kostenlose App „Siegelklarheit“ des Bundesentwicklungsministeriums.
Relativ weit verbreitet sind unter anderem folgende Siegel:
Jedes Siegel hat sein Für und Wider. Zertifizierungen sind in der Regel teuer, zahlreiche Modelabels können sie sich daher nicht leisten. Fehlt ein Siegel an deinem Lieblingsteil, bedeutet es nicht automatisch, dass das Label Arbeitsrechte missachtet. Fair-Fashion-Hersteller sollten im besten Fall Auskunft geben, unter welchen Bedingungen sie produzieren und woher ihre Rohstoffe stammen. Transparenz ist – neben Siegeln – ein wichtiges Kriterium für den Kauf fairer Kleidung.
https://www.umweltdialog.de/de/verbraucher/mode/2019/Studie-Nachhaltigkeit-in-der-Mode.php