Seide ist eine tierische Naturfaser, die aus dem Faden, den die Seidenraupe zum Kokon spinnt, gewonnen wird. Rund 90 Prozent der weltweit gehandelten Seide stammen vom Maulbeerspinner. Diese Raupe ernährt sich ausschließlich von den Blättern des Maulbeerbaumes, daher der Name.
Seidenraupen wurden schon vor mehr als 5.000 Jahren in China domestiziert, um Seide wirtschaftlich nutzen zu können. Der edle Stoff gelangte damals über Tausende Kilometer von China nach Europa – und gab dieser Handelsroute ihren populären Namen: die Seidenstraße.
Heute wird Seide vor allem in China, Indien und Usbekistan erzeugt. In Südamerika spielt Brasilien eine Hauptrolle bei der Produktion des wertvollen Materials. In den vergangenen Jahren ist die Seidenproduktion zurückgegangen: Waren es 2015 nach Angaben der zwischenstaatlichen Organisation International Sericultural Commission (Inserco) noch mehr als 202.000 Tonnen, wurden 2019 nur noch rund 109.111 Tonnen Seide hergestellt. Das Material macht laut Textile Exchange nur rund 0,11 % des globalen Fasermarktes aus, obwohl es in mehr als 60 Ländern hergestellt wird. Das wundert nicht: Seide ist wegen der aufwändigen Produktion teuer.
Je nach Art der Raupe und Herstellung existieren unterschiedliche Seiden. Neben der Maulbeerseide, die am häufigsten verwendet wird, gibt es zum Beispiel
Betrachtet man die Gewinnung, findet sich unter anderem die
Seide …
Wenn sich die Seidenraupe dick gefressen hat, verpuppt sie sich. Kleine Drüsen in ihrem Maul produzieren einen feinen Faden, die Seide, den sie in Schlaufen um sich wickelt und so einen schützenden Kokon um ihren Körper bildet. Normalerweise würde sich die Raupe nach dem Schlüpfen in einen Schmetterling verwandeln, sie müsste allerdings dabei den mehr als 1.000 Meter langen Seidenfaden durchbeißen.
Weil das die Qualität der Seide mindern würde, ist den Züchtern daran gelegen, einen einzigen Seidenfaden von jedem Kokon zu lösen: Sie werden mitsamt den lebenden Raupen in kochendes Wasser geworfen oder heißem Wasserdampf ausgesetzt, wobei die Raupen sterben.
Die Kokons werden danach in einem heißen Wasserbad gereinigt und aufgeweicht, um den Seidenleim (Sericin) zu lösen. Mit diesem Leim hat die Raupe den Kokon zusammengeklebt. Im Wasser rotieren Bürsten, die die Seidenfäden von mehreren Kokons gleichzeitig aufnehmen und abwickeln. Dies wird als Abhaspeln bezeichnet. Dabei werden bis zu acht Seidenfäden zu Rohseide verarbeitet, der sogenannten Grège. Nach dem anschließenden Zwirnen wird das Gewebe hergestellt, dazu gehören auch die Arbeitsschritte Entbasten, Veredeln und Färben.
Die Seidenindustrie bietet in Asien vor allem der ländlichen Bevölkerung Beschäftigung – laut Inserco rund eine Million ArbeiterInnen in China und 7,9 Millionen Menschen in Indien. Sie trägt also stark zum Einkommen der armen Bevölkerung bei. Berichte weisen jedoch auf Kinderarbeit in der Seidenindustrie hin.
Um Seide herstellen zu können, müssen zunächst Maulbeerbäume gepflanzt werden, diese werden in China und Indien vorwiegend in Monokulturen angebaut. Die Herstellung von Seide ist daher ressourcenintensiv und benötigt den Einsatz von Wasser, Chemikalien und Energie.
Wie alle Naturfasern kann auch Seide in die Natur zurückgeführt werden, insofern sie selbst nicht mit synthetischen Stoffen weiterbehandelt wurde.
Du möchtest Seide kaufen, die möglichst schonend für Umwelt und/oder Tier hergestellt wird? Hier eine Auswahl:
Seide ist eine der empfindlichsten Faserarten, etwa im Vergleich zu Chemiefasern. Also möglichst den Stoff weder mit Parfüm noch mit Deo besprühen, weil es Flecken hinterlässt.
Du solltest Seide in der Waschmaschine schonend bei maximal 30°C waschen. Das Waschmittel muss pH-neutral sein, damit das Material nicht angegriffen wird; es gibt spezielle Seidenwaschmittel mit milden, pH-neutralen Tensiden.
Noch schonender ist die Handwäsche Im Waschbecken. Dafür
Zum Trocknen hängst du das noch feuchte Seidenkleid oder das Top auf einen Bügel. Wichtig: nicht auswringen, das zarte Gewebe verträgt keine Reibung. Und: keinesfalls in der Sonne oder im Trockner trocknen, das greift die zarten Fasern an. Seide lässt sich gut bügeln, am besten von links und wenn du es vorher etwas mit kaltem Wasser besprühst.