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Responsible Down Standard - ein Siegel für Daunenprodukte

Der Responsible Down Standard will Tierleid in der Daunenproduktion verhindern. So ist beispielsweise Lebendrupf verboten. Das Siegel ist in einer Zusammenarbeit von der gemeinnützigen Organisation Textile Exchange und der Outdoor-Marke The North Face entstanden.
Text von Salome Kern
11/11/2023
Responsible Down StandardResponsible Down Standard

Was bedeutet Responsible Down Standard?

Das Ziel des Responsible Down Standards (RDS) ist es, sicherzustellen, dass in der Feder- und Daunenproduktion die Tiere unter tierleidfreien Umständen gehalten werden. Übersetzt steht das Siegel für eine verantwortungsvolle Daunenproduktion. Dabei ist die gesamte Wertschöpfungskette entscheidend: vom Tierschutz auf den Farmen und in Schlachthäusern, bis zur Rückverfolgbarkeit in der Produktion. Durch den Standard sollen auch jene Unternehmen in der Daunen- und Federnindustrie belohnt werden, die auf einen humanen Umgang mit den Enten und Gänsen achten, die die Daunen liefern. (Diese Nachhaltigkeitssiegel gibt es in der Textilindustrie

 

Gänsedaunen

Warm, aber leicht: Die Vorteile von Daunen

 

In der Modeindustrie sind Daunenfedern ein beliebtes Material: Das Untergefieder von Wasservögeln schützt zuverlässig gegen Kälte. Durch den fehlenden Federkiel sind Daunen sehr leicht. Sie werden für Kleidungsstücke wie Winterjacken, aber auch für Schlafsäcke oder Bettdecken eingesetzt. Sie kommen als Nebenprodukt von großen Farmen, die Gänse und Enten für das Fleisch züchten, oder von Kleinbetrieben, die die Tiere für den Eigenbedarf oder den lokalen Verkauf aufziehen. 

 

 

Das sind die Probleme in der Daunenproduktion

 

Damit die Daunen schlussendlich in der Winterjacke landen, müssen sie gesammelt werden – entweder wenn die Enten, Gänse oder Schwäne noch am Leben sind oder nachdem sie getötet wurden. Um die hohe Nachfrage nach Daunen zu befriedigen, werden die Federn häufig durch Lebendrupf gewonnen. Das bedeutet, dass die Daunen den Vögeln bei lebendigem Leib ausgerissen werden, weil sie sie, wie auch Fell oder Haare, wieder nachwachsen. Für die Vögel ist das ein sehr qualvoller Prozess: Sie versuchen zu fliehen und brechen sich dabei Gliedmaßen oder verletzen sich an der Haut. 

Gemäß dem Statistischen Bundesamt werden in Deutschland jährlich 19 Millionen Enten und Gänse für die Daunenproduktion getötet. In der Europäischen Union ist der Lebendrupf verboten, ein Schlupfloch im Gesetz erlaubt aber das Rupfen während der Mauser. Mauser bezeichnet die Zeit, in der der Vogel einen Teil oder das gesamte alte Federkleid abwirft und neue Feder wachsen lässt. Die meisten Daunen stammen allerdings aus China, wo Lebendrupf aufgrund fehlender Tierschutzstandards üblich ist. 

 

Responsible Down Standard - ein Siegel für Daunenprodukte | fairlyfab

 

Das Leben in den Zuchtfarmen ist unerträglich für die Tiere, auch wenn sie vor dem Rupfen geschlachtet werden: Entzündungen, verkrüppelte Beine oder Herzanfälle können entstehen, wenn die Vögel in kurzer Zeit viel an Gewicht zunehmen müssen. Denn teilweise stammen die Daunen tatsächlich auch aus der Stopfleberproduktion, ohne dass die TrägerInnen kuschelig warmer Daunenjacken davon wissen.

Aufgrund dieser Probleme ist im Jahr 2013 der Responsible Down Standard (RDS) ins Leben gerufen worden, angetrieben von der gemeinnützigen Organisation Textile Exchange und The North Face. LandwirtInnen, TierschutzexpertInnen, LandnutzungsexpertInnen, aber auch Marken und HändlerInnen haben an dem Standard mitgewirkt. Der Standard soll ein Werkzeug für Unternehmen in der Branche sein, damit sie wissen, was in ihren Produkten enthalten ist. Heute ist das Siegel im Eigentum von Textile Exchange.

 

Das sind die Stärken und Schwächen des Responsible Down Standards

 

Responsible Down Standard - ein Siegel für Daunenprodukte | fairlyfab

Der Responsible Down Standard verfolgt den Tierschutz der Vögel, vom Schlüpfen bis zur Schlachtung. Jede Stufe wird von einer professionellen, unabhängigen Zertifizierungsstelle auditiert, unter anderem von Control Union Certifications. Kontrollen erfolgen angekündigt und unangekündigt – die Zertifizierung ist jeweils für 14 Monate gültig. Der Responsible Down Standard setzt auf die fünf Freiheiten des Tierschutzes, die 1965 vom britischen Farm Animal Welfare Council entwickelt wurden. Gemäß dieser müssen die Tiere unter anderem frei von Hunger, Durst, Unbehagen, Schmerzen, Verletzungen und Krankheiten gehalten werden. Außerdem hat das Tier die Freiheit, sein normales Verhalten auszuleben und es erfährt eine Behandlung ohne Angst. 

Nur Produkte, die 100 Prozent zertifizierte Daunenfeder enthalten, dürfen das Siegel des Responsible Down Standards tragen. Lebendrupf und Mauser, sprich jegliche Entnahme der Daunen und Federn von lebenden Tieren, sind verboten.

Eine Schwäche des Responsible Down Standard ist, dass er nur den Weg vom Küken bis zur Schlachtung betrachtet. Die Elterntiere werden beim RDS standardmäßig außer Acht gelassen. Diese Vorgehensweise stößt auf Kritik, da die Elterntiere durch ihr längeres Leben stärker für Lebendrupf gefährdet sind. Allerdings haben hier die HerstellerInnen die Möglichkeit mit einem optionalen Modul des RDS die Elterntiere trotzdem in die Audits einschließen.

 

Diese Marken nutzen zertifizierte Daunen

 

Der Responsible Down Standard ist derzeit der am weitesten verbreitete Standard für die Daunenproduktion. Zahlreiche Marken haben sich dazu verpflichtet, Daunen, die dem Responsible Down Standard entsprechen, zu beziehen, darunter auch Outdoor-Marken wie NORRØNA. Das bedeutet aber nicht, dass alle Produkte des Unternehmens zertifiziert sind. Als KonsumentInnen müssen wir daher genau hinschauen: Woher kommen die Feder des gewählten Produkts, was steht in den Beschreibungen und welche Zertifizierungen sind vorhanden?

KonsumentInnen können über die Webseite des Responsible Down Standards ein User Manual herunterladen, das die Richtlinien der Zertifizierung beschreibt. So dürfen nach dem Responsible Down Standard neben den bereits oben genannten Kriterien auch keine Wachstumshormone bei den Vögeln eingesetzt werden, Käfighaltung oder das Kürzen der Schnäbel sind ebenfalls nicht erlaubt.

Für die Tiere ist es in jedem Fall besser, wenn wir auf Daunen verzichten und stattdessen auf Alternativen setzen. Falls ein Produkt aber Daunen enthalten soll, ist der RDS eine gute Orientierungsleitlinie für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Vögeln. (Ist veganes Leder eine umweltfreundliche Alternative zu Echtleder?)

 

Quellen zu diesem Thema:

https://goodonyou.eco/animal-welfare-fashion/

https://textileexchange.org/standards/responsible-down/

http://responsibledown.org/

https://www.thenorthface.de/innovation/sustainability/product/down-standard.html

https://www.peta.de/themen/daunen/

 

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