Polyester ist ein Kunststoff, der aus fossilen Brennstoffen wie Erdöl chemisch hergestellt wird (hier erklären wir den Unterschied zwischen Naturfasern und Chemiefasern). Das Material wurde zwischen 1931 und 1941 von den Briten John Rex Whinfield und James Tennant Dickson entwickelt, wurde aber erst Anfang der 1970er Jahre aufgrund technischer Verbesserungen bei der Herstellung weltweit bekannt. Heutzutage ist Polyester immer noch der Liebling der Fast-Fashion-Industrie.
Polyester ist die meistgenutzte Faser in der globalen Modeindustrie. Schon heute ist sie in mehr als der Hälfte aller Textilien enthalten – Tendenz steigend. Eine Studie der Changing Markets Foundation prognostiziert, dass der Anteil von Polyesterfasern in Textilien bis 2030 weiter steigen wird.
Das hat mehrere Gründe: Die Faser ist jederzeit und in großer Menge verfügbar, billig in der Herstellung und schnell zu verarbeiten. Hohe Baumwollpreise in den vergangenen Jahren haben zusätzlich zum Polyester-Boom beigetragen.
Polyester ist zudem beliebt, weil es robust ist. Die Fasern sind ausgesprochen reiß- und scheuerfest. Durch die Texturierung der Fasern kann es die Eigenschaften anderer Stoffe annehmen wie etwa eine feine Haptik. Polyester lässt sich auch mit Naturfasern wie Baumwolle oder Wolle zu robusten Mischfasern verbinden.
Polyesterstoff ist außerdem:
Zur Gruppe der Polyester gehört zum Beispiel Polyethylenterephthalat (PET). Die Kunstfaser wird durch ein Schmelzspinnverfahren gewonnen. Daraus entsteht ein Endlosfaden, ein sogenanntes Filament, der in den meisten Fällen weiterverarbeitet und mit anderen Chemie- und Naturfasern zu Spinngarnen versponnen wird.
Polyester basiert auf Erdöl, einem nicht-erneuerbaren Rohstoff. Zudem gilt die Ölindustrie als eine der weltweit größten Umweltverschmutzer. Da die Reserven begrenzt sind, fördern Ölproduzenten zunehmend Öl aus sogenannten unkonventionellen Quellen, beispielsweise Ölsand in Kanada. Gigantische Waldflächen werden hier zur Förderung des fossilen Rohstoffs zerstört. Darüber hinaus gelangen große Mengen giftiger Abwässer, die bei der Ölproduktion anfallen in Flüsse und Gewässer und auch ins Grundwasser und schaden somit Ökosystemen, Menschen und Tieren.
Beim Waschen lösen sich winzige Faserteile – so genanntes Mikroplastik – aus der Kleidung und geraten ins Abwasser. Eine britische Studie des Teams um Lucy Cotton und Richard Blackburn von der University of Leeds, die im Fachmagazin „Dyes and Pigments” veröffentlicht wurde, hat ergeben, dass beim Waschen von synthetischer Kleidung 500.000 bis sechs Millionen Mikrofasern pro Waschgang freigesetzt werden. Die winzigen Plastikfasern gelangen über Flüsse und Seen ins Meer.
Das hat fatale Folgen: An den Teilchen lagern sich Schadstoffe ab. Wenn Fische und andere Meeresbewohner das belastete Plastik schlucken, kann es den Magen-Darm-Trakt blockieren und die Verdauung beeinträchtigen. Das stört die gesamte Nahrungskette in den Meeren, was wiederum fatale Folgen für das Ökosystem hat. Gelangt das Mikroplastik über die Nahrungskette auf unserem Teller, wandert es weiter in unseren Körper. Mikroplastik wurde nicht nur in Fischen und Krustentieren, sondern auch in Salz gefunden. Wie sich das konkret auf unsere Gesundheit auswirkt, ist noch nicht abschließend geklärt. Die 10 wichtigsten Regeln für umweltschonendes Waschen zeigen wir dir hier >>
2. Polyester ist biologisch nicht abbaubar. In einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel (2/18) heißt es: „Altkleidung wird kaum recycelt, sondern zu 75 Prozent entweder verbrannt oder auf die Deponie geworfen. Dort verrottet ein Sportshirt (aus Polyester) aber erst nach 500 Jahren.“ Annähernd genauso schädlich für die Umwelt wie ein 500 Jahre dauernder Verfallsprozess ist das Verbrennen von Textilien aus synthetischen Fasern. Das geschieht unkontrolliert auf Deponien in Entwicklungs- und Schwellenländern, in die sie zum Großteil exportiert werden.
Beim Verbrennen und auch beim Verrotten entstehen Treibhausgase, beispielsweise Methan, und auch in der Kleidung enthaltene Chemikalien und Mikroplastikpartikel sickern in Böden, Grundwasser und naheliegende Gewässer. Das hat auch gesundheitsgefährdende Auswirkungen auf die BewohnerInnen, die rund um die Deponien angesiedelt sind.
Laut Umweltorganisation BUND ist es keine nachhaltige Lösung, synthetische Fasern durch Naturfasern zu ersetzen. Denn 1. lässt sich der Bedarf an Textilien mit Naturfasern nicht decken. Und 2. stammen Naturfasern von Tieren (Wolle) oder Pflanzen (etwa Baumwolle), die viel Land und Wasser in Anspruch nehmen. Ein Anfang wäre, seinen eigenen Modekonsum zu drosseln.
Synthetische Fasern ermöglichen Massenkonsum. Laut einer Umfrage von Greenpeace besitzen die Deutschen 5,2 Milliarden Kleidungsstücke. Bewusster Konsum? Immer noch Fehlanzeige. Die Changing Markets Foundation hat in ihrer aktuellen Studie errechnet, dass der Durchschnittsverbraucher 60 Prozent mehr Kleidung besitzt als noch vor 15 Jahren – und jedes Kleidungsstück nur halb so lang trägt. Also: Umdenken ist angesagt. Überlege, ob du ein neues Teil wirklich benötigst. Wer weniger kauft, reduziert den CO2-Fußabdruck.
Versuche, möglichst bewusst zu konsumieren. Es hilft der Umwelt, wenn du ein Teil in guter Qualität wählst und auf Polyester verzichtest. Bei recyceltem Polyester kannst du darauf achten, dass es nicht für Mischfasern eingesetzt wird. Nur dann lässt sich das Teil wiederverwerten. Ob Rucksack oder Regenmantel: Wenn du Produkte aus recyceltem Polyester kaufst, die nicht oft gewaschen werden müssen, schont dies die Umwelt: Auf diese Weise gelangen weniger Mikrofasern in Gewässer. Siegel wie der Recycled Claim Standard (RCS) oder der Global Recycled Standard (GRS) stellen sicher, dass sich die recycelten Materialien zurückverfolgen lassen.
Wähle Marken, die sich aktiv für eine Kreislaufwirtschaft einsetzen, in dem sie Kleidung zum Beispiel recyceln, upcyceln oder als Secondhand-Ware weiterverkaufen. Wenn getragene Pieces noch halbwegs in Ordnung sind, kann man sie reparieren (lassen). Mittlerweile nehmen etliche Modelabels die Sachen zurück und bereiten sie für dich wieder auf. Die Marke Nudie Jeans beispielsweise bessert kaputte Teile kostenlos aus. Alternativ schickt Nudie Jeans auch ein Reparatur-Set an dich zum selber flicken.
Ökologisch ist Kleidung, die lange getragen wird. Secondhand-Ware gibt es überall und gibt dir auch die Möglichkeit, ungewöhnliche Pieces zu entdecken.
Auf den Treffs, die in fast allen Städten in Deutschland regelmäßig stattfinden, findet man oft ansprechende Stücke. Ein Teil muss nicht immer brandneu aus der Fabrik kommen, um modisch zu sein. Hier findest du 7 interessante Sharing-Economy-Plattformen >>
Wer Kleider, Hosen oder Röcke mietet, leiht oder tauscht, schont Ressourcen. Bei Marry4Love gibt es z.B. die schönsten Hochzeitskleider zu mieten. Die unkomplizierteste Methode, deiner Garderobe einen Boost zu verleihen, ist der Kleidertausch unter Freundinnen.
Ob T-Shirt, Jeans oder Stoffreste: Alles kann sich – mit ein wenig Kreativität – in neue, individuelle Lieblingsstücke verwandeln. Wir verraten dir clevere Tipps, wie du Kinderkleidung upcyclen kannst >>
Plastikflaschen, sogenannte PET-Flaschen, bestehen ebenfalls aus Polyester. Werden sie aus dem Meer gefischt und recycelt, können daraus neue Kleidungsstücke entstehen.
Der Anteil an recyceltem Polyester, auch rPET, lag 2019 bei nur rund 14 Prozent. Das klingt zunächst einmal gut, da Plastikmüll reduziert wird und weniger Ressourcen verbraucht werden als bei der Herstellung von neuem Polyester.
Doch das Problem der Verschmutzung durch die Kunstfasern kann dadurch momentan langfristig nicht gelöst werden. Das gekaufte Recycling-Teil ist immer noch eine synthetische Ware, die am Ende ihres Lebens im Müll landet, mit oben bereits erwähnten Folgen für die Umwelt.