Wir lieben Seide für ihren luxuriösen Glanz, ihre Leichtigkeit und das hautschmeichelnde Tragegefühl. Im Sommer liegt sie angenehm kühl auf erhitzter Haut, bei winterlichen Temperaturen hält sie die Kälte ab. Um Schlaffalten, Frizzy Haare und Spliss zu vermeiden, betten wir uns nachts gerne auf Kissen aus dem edlen Naturmaterial. Allergiker und Menschen mit empfindlicher Haut wissen besonders die hypoallergenen Eigenschaften des Naturmaterials zu schätzen. Doch der Luxus hat einen hohen Preis.
Wie grausam die Gewinnung von Seide vonstatten geht, wissen leider nur die wenigsten. Seidenraupen besitzen eine ganz besondere Fähigkeit: Sie produzieren aus ihrem Speichel einen hauchdünnen, bis zu 4.000 Meter langen Faden und spinnen sich daraus in einen Kokon ein. Um das wirtschaftlich zu nutzen, wurde vor mehr 5.000 Jahren in China der Maulbeerspinner der Gattung Bombyx mori gezüchtet. Der Falter ernährt sich hauptsächlich von den Blättern des Maulbeerbaums und ist in der freien Natur nicht überlebensfähig.
In Freiheit schlüpft ein Seidenspinner, indem er sich nach abgeschlossener Verpuppung durch den Kokon frisst. Nicht so bei der herkömmlichen Seiden-Produktion: Um die Beschädigung des Fadens zu verhindern, werden die Kokons samt den lebenden Puppen mit Heißluft oder Wasserdampf behandelt. Nur wenige Tiere, die für die Nachzucht gebraucht werden, dürfen sich zum Schmetterling entwickeln und überleben.
Hergestellt wird Maulbeerseide hauptsächlich in China und Indien. Insgesamt ging die Produktion in den letzten Jahren zwar um knapp die Hälfte zurück, dennoch wurden laut des Statistikportals Inserco.org allein 2019 für den Weltmarkt rund 109.000 Tonnen produziert. Davon ausgehend, dass ungefähr 15 Kokons ein Gramm Seide ergeben, mussten demnach für die Gesamtproduktion eines Jahres 1,6 Billionen Raupen ihr Leben lassen.
Die Seidenraupenzucht erfolgt ohne Einsatz von Chemikalien. Stattdessen werden die Maulbeerbäume und die darin lebenden Raupen zum Schutz vor natürlichen Feinden vollständig in Netze gehüllt. Der Faden wird von den Kokons erst dann abgehaspelt, wenn die Schmetterlinge bereits geschlüpft sind. Durch das entstandene Loch ist der kostbare Faden kürzer, das macht die Verarbeitung wesentlich aufwändiger und resultiert in einem höheren Preis für Ahimsa-Seide.
Die Gewinnung der Peace Silk, das Spinnen der Garne und Verweben zu Stoffen erfolgt bei Rajaiah in ländlichen Regionen Indiens unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen, die ArbeiterInnen erhalten existenzsichernde Löhne. Ähnliche Projekte nach diesem Prinzip gibt es auch in anderen Teilen Asiens wie zum Beispiel in der Provinz Sichuan: Bei dem chinesisch-schweizerischen Joint-Venture SABA erfolgt die Produktion nach kontrolliert biologischer Tierhaltung, die Bio-Seide ist GOTS-zertifiziert.
Wer Seide liebt, muss auf deren Vorzüge also nicht verzichten. Mit Kleidung und Heimtextilien aus Peace Silk lässt sich der Luxus ganz ohne schlechtes Gewissen genießen.
Quellen zu diesem Thema:
https://www.peta.de/themen/seide/
http://inserco.org/en/statistics
http://www.seidentraum.eu/pdf/Der-Spatz_1_2012_s36.pdf
http://www.seidentraum.eu/pdf/Interview_Kusuma_Rajaiah.pdf
https://www.wsj.com/articles/BL-IRTB-9186