Nachhaltigkeitssiegel sind freiwillige Initiativen und Standards, die dem Konsumenten glaubwürdige Informationen zu Produkten und Dienstleistungen geben. Unternehmen können sich den Maßstäben der Siegel verpflichten, sie sind aber gesetzlich nicht bindend und funktionieren außerhalb von staatlichen Regulationen.
Nachhaltigkeitssiegel erfüllen verschiedene Aufgaben. Einerseits sind sie eine Hilfestellung für KonsumentInnen, die über die Beschaffung, Produktion und sonstigen Eigenschaften Bescheid wissen wollen. Andererseits sind sie aber auch eine Möglichkeit für Unternehmen, erfolgreich am Markt zu bestehen und sich für Entwicklungen in der Umweltpolitik frühzeitig aufzustellen.
In der Textilbranche findet die Beschaffung der Rohstoffe sowie die Produktion von Textilien meist in Ländern mit niedrigen Löhnen, hoher Korruptionsgefahr und schwachen Umweltgesetzen statt. Das führt zu sozialen Problemen wie schlechte Arbeitsbedingungen und der Ausbeutung der ArbeiterInnen und Umweltverschmutzungen.
Aufgrund der zunehmenden Globalisierung der Wirtschaft, die durch freie Handelsabkommen und Outsourcing weiter verstärkt wird, haben sich einzelne Akteure zusammengetan und verschiedene nachhaltige Siegel erschaffen. Nachhaltigkeitssiegel sind somit ein wichtiges Instrument für eine umweltfreundlichere Textilindustrie.
Es existieren zahlreiche Gütesiegel in der Textilbranche.
Um die verschiedenen Siegel und Begriffe voneinander abzugrenzen, wurde 2018 die neue Version der ISO-Norm 14024 geschaffen – ein wichtiger Schritt für eine klare Umweltkennzeichnung von Produkten. So dürfen sich laut ISO 14024:2018 nur jene Labels als Eco-Label bezeichnen, wenn sie einerseits unabhängig agieren und andererseits die gesamte Wertschöpfungskette von der Gewinnung der Rohstoffe bis zur Entsorgung des Produktes abbilden.
Die Typ-I-Umweltkennzeichnungen nach DIN EN ISO 14024 beschreibt, wie Organisationen ein System aufbauen können, das Produkte nach bestimmten Kriterien bewertet.
Ein Beispiel für eines der bekanntesten Typ-I-Umweltzeichen ist der Blaue Engel in Deutschland. Es gibt allerdings auch eine Untergruppe von Siegeln, die sich einem bestimmten Teil des Lebenszyklus widmen. Beispiele dafür sind GRS, der Global Recycled Standard oder FSC, ein internationales Zertifizierungssystem für nachhaltige Waldwirtschaft. In der Textilbranche ist das Label bluesign ein Siegel, das nicht den gesamten Lebensweg eines Produktes, sondern nur die Bereiche Rohstoffproduktion sowie Herstellung abdeckt.
Nachhaltigkeitssiegel spielen eine immer wichtigere Rolle im Markt und die Anzahl ist in den vergangenen Jahrzehnten rasant gewachsen. So listet der Ecolabel Index, das größte globale Verzeichnis von Umweltzeichen, über 450 Zeichen in 25 verschiedenen Sektoren, davon sind und 100 auf die Textilindustrie ausgelegt. Doch für KonsumentInnen hat das zur Folge, das die zahlreichen Nachhaltigkeitssiegel einen unübersichtlichen Dschungel bilden und Verwirrung stiften.
Ein anderes Problem ist, dass Gütezeichen irreführend sein können, wenn ihre Kriterien nur einen Teil der Lieferkette abbilden. Das erschwert es dem Konsumenten, Labels auf den ersten Blick einordnen zu können.
Um das GOTS Made in Organic-Siegel verwenden zu dürfen, müssen die Textilien aus mindestens 95% biologisch produzierten Naturfasern bestehen und zusätzlich die Anforderungen des Siegels erfüllen. Das Ziel ist, einen globalen Standard für Ökologie und Soziales aufzubauen, der einheitlich und kontrollierbar ist. GOTS legt den Fokus auf die gesamte Produktionskette. Damit ist das Siegel der weltweit führende Textilverarbeitungsstandard für Bio-Fasern, das sowohl ökologische wie auch soziale Kriterien mit einbezieht und durch eine unabhängige Zertifizierung der gesamten textilen Lieferkette gestützt wird.
Die Fair Wear Foundation möchte die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie verbessern. Daher liegt der Schwerpunkt hauptsächlich auf sozialen Themen im Bereich der Herstellung. 120 Textilunternehmen sind Mitglieder, die das FWF-Siegel dann tragen dürfen, wenn sie bei der Überprüfung gut abschneiden.
Das Siegel des Dachverband FLO e. V. (Fairtrade Labelling Organizations International) ist besonders für Kleinbauer in der Baumwollproduktion gedacht. Ziel ist es, sozialverträgliche Lebens- und Arbeitsbedingungen zu schaffen. Aber auch ökologische und umweltverträgliche Anforderungen beim Baumwollanbau müssen erfüllt werden, damit ein Produkt das Siegel verwenden darf.
Das Logo „PETA-Approved vegan“ ist aus der Zusammenarbeit zwischen der Tierschutzorganisation sowie Textilunternehmen entstanden. Es setzt auf tierfreundliche Produkte, die komplett vegan, also ohne, dass ein Tier dafür leiden musste, hergestellt werden.
Social Auditing ist eine Möglichkeit, um zu messen, ob sich die Firmen an die vorgegebenen Standards halten. Marken nutzen Sozialaudits, um Verletzungen von Arbeitsrechten in komplexen Lieferketten aufzudecken. Allerdings sind die Sozialaudit-Ketten mindestens so komplex und vielförmig: von der direkten Überwachung bis zu komplizierten Systemen mit externen Auditierungsfirmen, die lokale Subcontractor einsetzen.
Gerade im Bereich von Nachhaltigkeitslabeln ist die Überwachung enorm wichtig, aber gleichzeitig auch eine der größten Schwierigkeiten, die gemeistert werden müssen. 2019 hat die Clean Clothes Campaign einen Report veröffentlicht, der kritisiert, dass unternehmenskontrollierte Audits kein wirksames Instrument seien. Statt die Arbeitsrechte der ArbeiterInnen zu verbessern, hätten sie den Ruf von Marken geschützt und effektivere Methoden verhindert. So fordert der Report rechtliche und ökonomische Konsequenzen für Unternehmen, die Verletzungen von Menschenrechten nicht verhindern.
Dass die Korruption in den Produktionsländern oftmals sehr hoch ist, verkompliziert die Überwachung und Durchsetzung von Standards. Doch gerade, weil die Risiken in der Modeindustrie so hoch sind, ist die Sorgfaltspflicht von Unternehmen unumgänglich.
Trotzdem ist nicht alle Hoffnung verloren, dass sich die Probleme in der Überwachung lösen lassen. Der Report von Changing Market Foundation hat folgende Prinzipien erarbeitet, die Initiativen und Standards in Zukunft umsetzen müssen, damit sich etwas ändert: Transparenz, Unabhängigkeit, ein gesamtheitlicher Ansatz mit dem Ziel, kontinuierliche Verbesserungen zu erreichen, die auch die Rückverfolgbarkeit einschließt.