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Kleider mieten statt kaufen – das musst du wissen

Wieso neue Kleidung kaufen, wenn man sie mieten kann? Das Konzept Kleider-Miete kann nachhaltiger sein und sorgt auf Dauer für mehr Platz und Abwechslung im Kleiderschrank. Wir verraten dir, wie es funktioniert und welche Vor- und Nachteile es gibt.
Text von Theresa Bergbauer
9/28/2021
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Kleidung mieten – das Konzept

 

Es dringt immer mehr in das kollektive Bewusstsein, dass Mode zu einem Kreislauf werden muss: Mehr und mehr VerbraucherInnen entscheiden sich dagegen, immer mehr neue Kleidung zu kaufen und wollen stattdessen bewusster mit Mode umzugehen. Die Modeindustrie tastet sich daher langsam auch an alternative Geschäftsmodelle heran, wie zum Beispiel das Vermieten von Kleidung.

Das Konzept beruht auf klassischer Sharing Economy mit dem Grundsatz „Zugang statt Besitz“. Das heißt konkret für dich als ModeliebhaberIn: Anstatt dir ständig neue Mode zu kaufen, hast du die Möglichkeit, dir ab und zu Outfits, Accessoires oder Taschen auszuleihen, die deinen Style ergänzen und aufregender machen. Das bietet dir als VerbraucherIn Flexibilität und Abwechslung im Kleiderschrank und auf der anderen Seite trägst du dazu bei, Kleidung länger in Gebrauch zu halten.

Mach dir trotzdem vor der Kleider-Miete Gedanken, ob es in diesem Moment wirklich nötig ist: Denn je mehr hin- und hergesendet wird, desto höher sind die Emissionen durch Transport und Logistik.

 

Verantwortung beim Mode-Konsum

 

Ein echter Profi-Tipp: Wenn du es bereits geschafft hast, deinen Kleiderschrank zu einer für dich passenden Capsule Wardrobe umzugestalten, kannst du dir mit dem Ausleihen von Kleidung ab und zu ein besonderes Highlight für deine Garderobe gönnen.

Außerdem kannst du auf diese Art und Weise mit neuen Stilrichtungen experimentieren, ohne dein ganzes Erspartes in neue Trend-Teile oder Designer-Mode zu stecken, von denen du nicht genau weißt, wie lange du Freude daran haben wirst. So lernst du gleichzeitig nachhaltiger mit Mode umzugehen und deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu hinterfragen.

Du kannst dir bewusst machen, dass Mode ein Luxusgut ist und Verantwortung für deinen Mode-Konsum übernehmen. Den eigenen Stil anhand von umweltfreundlichen Kriterien zu entwickeln und sich dabei auch selbst besser kennenzulernen, macht Spaß!

 

Kleidung für besondere Anlässe und Lebensabschnitte

 

Ein Hochzeitskleid mieten, ein schickes Abendkleid für eine Gala-Veranstaltung oder ein Dirndl für den ersten Oktoberfestbesuch: Denke beim nächsten besonderen Anlass darüber nach, ob du wirklich Geld in ein Outfit investieren möchtest, dass du am Ende nur einmal trägst und dann im Schrank verstaust. Viele Stars, SchauspielerInnen oder MusikerInnen nutzen diese Möglichkeit ebenfalls für Preisverleihungen und andere Anlässe.

Manchmal erfordert das Leben auch eine modische Neuausrichtung. Dafür eignet sich das Konzept „Kleidung mieten“ perfekt. Vielleicht startest du bald in einen neuen Job und brauchst dafür eine schicke Business-Garderobe: Indem du dir Kleidung ausleihst, kannst du nach und nach deinen Stil fürs Office perfektionieren und an deine Bedürfnisse anpassen und musst nicht gleich in eine komplette neue Ausstattung investieren.

Ein rundum sorglos-Paket für Schwangere bieten Unternehmen wie die Online-Plattform Mutterkleid, die Frauen die Möglichkeit geben, während der gesamten Schwangerschaft modisch gekleidet zu sein. So wird das Budget in dieser besonderen Zeit nicht überstrapaziert und der Umstandsmode wird ein längerer Lebenszyklus ermöglicht.

 

Wie funktioniert Kleidung mieten?

 

Einige Anbieter in der Kleider-Miet-Branche arbeiten mit einem Abo-Modell. Für einen gewissen Betrag pro Monat bekommen die KundInnen eine sogenannte Fashion Flatrate, das heißt jeden Monat ein Paket mit den Teilen, die sie sich im Sortiment ausgesucht haben. Bei manchen Plattformen gibt es auch die Möglichkeit, vorab einen Fragebogen auszufüllen und sich aufgrund der Antworten dann eine kuratierte Auswahl an Kleidungsstücken, Accessoires etc. schicken zu lassen.

Am Ende können KundInnen entscheiden, welche Kleidungsstücke sie behalten/kaufen und welche sie zurückschicken möchten. Die retournierten Teile werden dann professionell gereinigt und wieder in den Miet-Kreislauf gegeben. Warum diese Flatrate-Angebote aber nicht unbedingt gut für unser grünes Gewissen sind, erfährst du gleich …

 

Die Nachteile von Kleider mieten

 

Gerade bei den gerade beschriebenen Abo-Modellen ist der Nachhaltigkeitsaspekt in Gefahr: Für die regelmäßige Vermietung ist ein hoher Logistik- und Reinigungsaufwand notwendig, was wiederum einen nicht unbeträchtlich hohen CO2-Fußabdruck hinterlässt. Monatsboxen zum Beispiel müssen im Paket (Verpackung) per Post oder Lieferservice (CO2-Emissionen) verschickt werden und nach dem Zurücksenden gründlich gereinigt (Chemikalien und Mikroplastik) werden.

Hier gibt es aber bereits einige Ansätze für innovativere Ideen und Angebote: Wir haben weiter unten eine Liste mit Plattformen zusammengestellt, die zum Teil sehr lokal agieren und zum Teil mit dem Kleidungsbestand ihrer Community arbeiten.

 

Darum ist es sinnvoll, Kleider zu mieten und zu vermieten

 

  • Wenn du Kleidung mietest, nutzt du Ressourcen, die bereits im Umlauf sind. Weil du keine neue Kleidung kaufst, muss auch keine neue Kleidung hergestellt werden. Die Produktionsphase, die starke Auswirkungen auf die Umwelt hat, entfällt. Kleiner Exkurs am Rande: Laut Greenpeace besitzt jede erwachsene Person (18 bis 69 Jahre) in Deutschland 98 Kleidungsstücke (ohne Unterwäsche und Socken), das sind rund 5,2 Milliarden Teile. Jedes fünfte Kleidungsstück (19 Prozent) wird so gut wie nie getragen. Das summiert sich auf rund 1 Milliarde Kleidungsstücke, die ungenutzt im Schrank liegen.
  • Die Kleidermiete lohnt sich vor allem bei Kleidungsstücken, die man nicht so oft trägt (Abendkleider, Dirndl, …) oder nur für einen bestimmten Zeitraum (Umstandsmode, Kleinkinderbekleidung, …) benötigt. Das Konzept eignet sich also perfekt für besondere Anlässe wie zum Beispiel Hochzeiten und abendliche Events oder eben auch während der Schwangerschaft.
  • Kleider-Mietmodelle ergänzen deine bestehende Garderobe. Trotzdem ist hier Verantwortungsbewusstsein gefragt! Leih dir nicht jede Woche etwas neues, denn: Nachhaltigkeit bedeutet in erster Linie weniger Konsum. Gemietete Kleider sollen nicht zu Fast Fashion werden!

 

Bei diesen Plattformen kannst du mieten und vermieten

 

unown

 

Das Hamburger Unternehmen bietet monatliche Memberships ab 39 Euro an (inklusive Reparaturservice) und hat ausschließlich Fair Fashion Brands wie Closed, Armedangels, Ganni, Jan ‘n June im Repertoire. Unown arbeitet mit einem Leasing-Modell – am Ende der Miet-Zeit hast du die Möglichkeit, das neue Lieblingsteil zum reduzierten Preis zu kaufen. Verschickt wird die Mode in wiederverwendbaren Versandtaschen, die jeweils rund 20 mal genutzt werden.

 

 

CLOTHESfriends

 

Die Gründerinnen Sonja und Carmen aus München haben zusammen die App CLOTHESfriends ins Leben gerufen. Das Konzept: Als UserIn kannst du dir über die App Kleidung von Leuten aus der Community leihen oder deine Lieblingsstücke auch selbst vermieten. Das Team von CLOTHESfriends betreibt unter anderem lokale Hubs, in denen der „Kleidertausch“ dann vor Ort stattfinden kann. Das hat den Vorteil, dass keine Pakete verschickt werden müssen.

 

Wardrobe Affaire

 

Das Motto von Wardrobe Affaire: Führe eine offene Beziehung mit deinem Kleiderschrank. Bei Wardrobe Affaire kannst du selbst zum Vermieter deiner Designer-Stücke werden – im Moment kann der Service allerdings nur in Berlin genutzt werden. Geliefert wird verpackungsfrei und klimaneutral mit Green Circle, gereinigt werden die Teile danach mit einem umweltschonenden Reinigungsverfahren. Das Team von Wardrobe Affaire arbeitet außerdem gerade an einer App, um das Angebot in ganz Deutschland verfügbar zu machen.

 

Kleiderei

 

In den beiden Stores in Köln und Freiburg können Fashion-Fans fündig werden und neue Lieblingsteile mieten. Online gibt es derzeit kein Angebot.

 

POOL

 

Eines der wenigen Kleider-Mietangebote für Männer von Gründer Rune Orloff, bislang kann man den Service allerdings nur lokal in Berlin nutzen.

 

Die Alternativen zur Kleider-Miete

 

  • Kleidertauschpartys mit FreundInnen
  • Secondhand-Läden
  • Onlineplattformen (hier findest du einen ganzen Artikel mit unseren 7 liebsten Online Second Hand Shops)
  • Flohmärkte
  • Upcycling (auch dazu gibt’s einen Artikel mit Tipps)
  • Kaputte Kleidung selbst reparieren
  • Bei Modemarken kaufen, die einen ganzheitlichen Service bieten inklusive Reparaturservice und Rücknahme von gebrauchter Kleidung

 

Quellen zu diesem Thema:

https://www.vogue.de/mode/artikel/mode-kleider-ausleihen-tipps

https://yougov.de/news/2019/10/14/kaufst-du-noch-oder-teilst-du-schon-zukunfts-trend/

https://www.isi.fraunhofer.de/de/blog/2020/wear2share.html

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/app-clothesfriends-kleidung-mieten-muenchen-1.5303358

https://www.tagesspiegel.de/themen/mode/mode-leihen-statt-kaufen-heute-ein-anderer/26150964.html

 

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