Rund 110 Millionen Tonnen Textilfasern wurden weltweit im Jahr 2019 produziert – so viel wie nie zuvor. Schätzungsweise 2/3 aller Fasern am Markt bestehen aus synthetischen Chemiefasern, ein Großteil davon wird in China produziert. Der restliche Anteil bestand aus Naturfasern wie Baumwolle oder Wolle.
Der Einsatz von Kunstfasern in Textilien hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren verdoppelt. Unter ihnen ist besonders das widerstandsfähige Polyester zu finden – ob in Kleidern, Fleecejacken, Sporthosen oder Socken.
Vor allem die Fast Fashion-Industrie, die in immer schnelleren Zyklen neue Kollektionen auf den Markt bringt, schätzt die Chemiefaser Polyester, denn sie ist billig und schnell herstellbar. Den Boom haben zusätzlich hohe Baumwollpreise aufgrund schlechter Ernten befeuert.
Die Folgen des Wachstums sind für die Umwelt enorm. Polyester basiert auf dem nicht-erneuerbaren Rohstoff Erdöl. Forscher vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben ermittelt, dass bei der Produktion einer Bluse aus Polyester viel Energie und Wasser verbraucht wird und 5,5 kg CO2 emittieren. Bei jedem Waschgang von Textilien aus Kunstfasern lösen sich Mikroplastikpartikel und gelangen in die Gewässer. (So unterscheiden sich Natur- und Chemiefasern). Fische sowie andere Lebewesen, die damit in Kontakt kommen, werden gefährdet. Aktuell wird davon ausgegangen, dass bis zu 35% des Vorkommens von Mikroplastik in unseren Meeren auf das Waschen von Kleidung zurückzuführen ist.
Hinzu kommt: In Deutschland fallen jährlich mehr als 390.000 Tonnen Textilabfall an, ein großer Anteil davon wird verbrannt. Preisgünstige Stücke aus synthetischen Fasern sind zu Wegwerf-Produkten geworden und nicht biologisch abbaubar. (Diese Umweltprobleme entstehen in der Textilindustrie)
Anders als die reinen Kunstfasern wird Viskose aus Cellulose hergestellt, sie basiert also auf einem pflanzlichen Rohstoff. Um das weiche Material zu gewinnen, sind allerdings viele Chemikalien nötig.
Auch konventionell hergestellte Baumwolle hat aus Umweltsicht keinen guten Ruf: Ihr Anbau erfordert eine große Menge an Flächen, Wasser, Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel. Zudem stammt ein Großteil der konventionellen Baumwolle von genmanipulierten Pflanzen. (Baumwolle versus Bio-Baumwolle – was ist besser?)
Der Begriff ist rechtlich geschützt und darf verwendet werden, wenn die Richtlinien des ökologischen Landbaus eingehalten werden. Das Bio-Zertifikat garantiert ausschließlich den ökologischen Anbau der Faser. Über die Weiterverarbeitung bis hin zum fertigen Kleidungsstück sagt es nichts aus. Hierfür gibt es andere, weitreichendere SiegeI, wie zum Beispiel die GOTS-Zertifizierung. Im Gegensatz zum konventionellen Baumwollanbau ist der Einsatz von synthetischen Pestiziden und Düngemittel verboten.
Lyocell ist auch unter dem Markennamen TENCEL™ Lyocell der Firma Lenzing aus Österreich bekannt. Die Regeneratfaser entsteht in einem chemischen Prozess aus natürlichem Material. Lenzing verwendet dafür ausschließlich Holz, das aus Plantagenwirtschaft bzw. nachhaltiger Forstwirtschaft stammt und die international anerkannten Gütesiegel FSC oder PEFC trägt.
Laut einer aktuellen Bewertung der kanadischen Umweltorganisation Canopy Planet Society nimmt Lenzing damit unter den weltweit führenden Faserproduzenten die Spitzenposition in puncto umweltschonender Holzbeschaffung ein. Das Lyocell-Verfahren ist ressourcenschonender, da die Lösungsmittel, die bei der Herstellung zum Einsatz kommen, in einem Kreislaufverfahren rückgewonnen und wiederverwertet werden. Die Fasern sind laut dem Hersteller zu 100 Prozent biologisch abbaubar.
Allerdings braucht Holz viele Jahre, um zu wachsen. In Mitteleuropa wird vor allem Buchenholz für die Herstellung verbraucht, anderswo sind es Eukalyptus und Bambus. Experten geben zu bedenken, dass die Ressource Holz die globale Textilnachfrage nicht massenhaft bedienen kann, sollte sie weiter steigen.
Die robusten Pflanzen Hanf und Flachs kommen mit kargen Böden, wenig Wasser und auch den hiesigen Klimabedingungen zurecht.
Kaum ausgesät wächst Hanf schnell und Unkraut verliert den Wettlauf um Platz und Licht. Deshalb braucht Hanf selbst im konventionellen Anbau keine Herbizide. Mehr als die Hälfte der Hanffelder in Deutschland werden ökologisch bewirtschaftet. Der Anbau von Bio-Hanf benötigt keine synthetischen Düngemittel. Hanffasern haben viele gute Eigenschaften: Sie laden sich nicht elektrostatisch auf, nehmen gut Feuchtigkeit auf, trocknen schnell und sind robuster als Baumwollfasern. Bio-Hanf für die Textilindustrie ist leider noch nicht umfassend erhältlich. Und ein weiterer Nachteil von Textilien aus Hanf: Die Teile laufen – außer bei Kaltwäsche – etwas ein.
Für den konventionellen Anbau der Flachspflanzen für Leinen sind wenig Dünger und Pflanzenschutzmittel nötig. Der Flachs für Bio-Leinen wird ganz ohne Chemikalien und im Fruchtwechsel angebaut. Die wechselnde Fruchtfolge durch den Anbau unterschiedlicher Pflanzen wie Senf oder Klee ist eine natürliche Maßnahme gegen Schädlinge und Pilzbefall. Diese wechselnde Fruchtfolge stellt auch das Gleichgewicht des Bodens wieder her. Für Bio-Leinen erledigen natürliche Bakterien und Pilzorganismen die Spaltung der Kapseln im Rahmen der sogenannten Tauröste auf dem Feld. Dabei werden auch Nährstoffe der Pflanze an den Boden abgegeben. Der Nachteil der umweltschonenden Methode ist, dass die Pflanze länger wachsen muss.
Recycelte Baumwolle. Sie benötigt in der Herstellung weit weniger Ressourcen als konventionelle oder Bio-Baumwolle. Beim Recycling werden die Fasern jedoch zerrissen und sind somit kürzer und von geringerer Qualität als im frischen Zustand. Daher wird recycelte Baumwolle in der Regel mit neuer Baumwolle gemischt.
Recycelte Wolle spart Wasser, Fläche für das Weiden der Tiere und Chemikalien zum Färben. Es gibt ein paar Zertifizierungen und Siegel, die garantieren, dass Wolle wirklich recycelt wird. Dazu zählen der Recycled Claim Standard (RCS) und der Global Recycled Standard (GRS).
Recyceltes Polyester und Nylon. Der Anteil an recyceltem Polyester in der Modeindustrie betrug 2019 rund 14 Prozent. Jedoch werden weniger als 1 Prozent der Kleidung weltweit recycelt.
Schon jetzt kümmern sich viele Initiativen darum, Plastik und Fischernetze aus dem Meer zu gewinnen und für die Mode zu verwerten. Die spanischen Firma SEAQUAL™ zum Beispiel sammelt Plastikmüll vom Meeresgrund, aus dem wiederum Fasern für verschiedene Marken der Textilindustrie hergestellt werden. Die Kölner Marke Funktion Schnitt arbeitete für die aktuelle Kollektion mit Materialien von SEAQUAL™.
Die Firma Econyl wandelt Abfälle aus der Polyamidfaser Nylon in das regenerierte Nylon ECONYL® um. Dabei werden Materialien, etwa alte Fischernetze, gereinigt und zu Garn gesponnen. ECONYL® wird dann gerne für langlebige Produkte wie Bademode und Sportbekleidung eingesetzt.
Das meiste recycelte Polyester stammt derzeit aus weggeworfenen PET-Flaschen. Wenn Plastikmüll zu neuen Produkten wird, klingt das erstmal gut. So wird weniger vom nicht-erneuerbaren Erdöl verbraucht als bei neuen Kunstfasern und Abfall reduziert.
Doch Marken fehlt es mitunter an Informationen über die Herkunft des Recyclingmaterials und VerbraucherInnen können kaum erkennen, wieviel wiederverwerteter Kunststoffabfall tatsächlich in einem Kleidungsstück enthalten ist. Zudem wird das Mikroplastikproblem dadurch nicht beseitigt, Mikrofasern lösen sich bei jedem Waschgang. Das Recycling-Teil bleibt eine synthetische Ware, die am Ende ihres Lebens meist wieder im Müll landet. Daher eignen sich Teile aus recyceltem Polyester am ehesten für Produkte, die kaum oder gar nicht gewaschen werden müssen wie etwa Rucksäcke und Regenmäntel. (Mehr zu Recycling in der Textilproduktion)
Anders als beim Recycling werden beim Upcycling alte Materialien zu neuen Produkten aufgewertet. Dafür eignen sich etwa unverkaufte Ware, Teile aus Lagerbeständen und Altkleider. Upcycling ist angesichtes der großen Mengen an Alttextilien nur ein Puzzle, kann aber zu einem Bewusstseinswandel beitragen.
Das vollständige Recycling von Kleidungsstücken ist technisch bisher nur schwer möglich und aufwendig. Unternehmen haben oft keine Informationen über die Ursprünge der verwendeten Rohstoffe.
Zudem bestehen die Stücke häufig aus Fasermischungen. Diese können bisher nur durch ein chemisches oder enzymatisches Verfahren getrennt werden – nicht durch ein mechanisches. Dabei findet oft nur ein Downcycling statt, weil die Fasern an Qualität verlieren.
Forscher arbeiten weiter mit Hochdruck an Recycling-Technologien und untersuchen, welche umweltfreundlichen Materialien für Modeartikel geeignet sind. Innovative Materialien aus Milch, Algen und Zitrusfrüchten sind noch Nischen am Markt, aber in einigen Fällen vielversprechend.
Was muss Mode können, um die die Umwelt bestmöglich zu schonen? Sie muss langlebige und kreislauffähige Kleidungsstücke auf den Markt bringen. Beim Thema Kreislauffähigkeit achten Hersteller bereits beim Design darauf, dass Materialien nicht gemischt werden. Denn Mischfasern sind mit derzeitigen Technologien industriell nicht in großem Maße recycelbar.
Und wir KonsumentInnen? Wichtig ist, dass wir die Mode möglichst lange tragen. Ein Shirt nur ein paar Mal anzuziehen und dann zu entsorgen, ist alles andere als umweltfreundlich – egal, ob es aus Bio-Baumwolle oder anderen alternativen Materialien besteht.