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Alpakawolle – alles, was du über das Material wissen musst

Alpakas leben vorwiegend in unwirtlichen Gegenden in den Höhenlagen von Peru, Chile und Bolivien und sind in der Textilindustrie vermehrt für ihr feines Haar geschätzt: Die Nachfrage nach Alpakawolle für Kleidung steigt stetig - auf Kosten des Tierwohls.
Text von Salome Kern
11/1/2023
Alpakawolle – alles, was du über das Material wissen musst | fairlyfabAlpakawolle – alles, was du über das Material wissen musst | fairlyfab

Was ist Alpakawolle?

 

Alpakas haben in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. Die Tiere aus Südamerika wirken mit ihrem fluffigen Fell, der Topfschnitt-Tolle und den Kulleraugen liebevoll und knuffig und haben auch wegen ihres sanften Wesens und dem seidigen Vlies die Herzen vieler – auch in Deutschland – erobert. 

Die Tiere, von denen die Wolle für die Textilindustrie stammt, leben vorwiegend in den Anden in Südamerika und gehören zu der Familie der Kamele. Sie werden dort seit Tausenden von Jahren als Nutztiere gehalten und fühlen sich in Höhenlagen wohl – auch auf 4000 Meter über dem Meeresspiegel. Gemäß der Non-Profitorganisation Textile Exchange leben 71,7 % der Alpakas weltweit in Peru, darauf folgt Bolivien mit 8,6 %, aber auch Australien spielt mit 8,2 % Tierbestand bei der Haltung von Alpakas vorne mit.

 

Für was wird Alpakawolle verwendet?

 

Alpakahaare haben zahlreiche Eigenschaften, die in der Textilindustrie und von KonsumentInnen geschätzt werden. Das Haar der Alpakas ist von Natur aus wasserabweisend und frei von dem Wollfett Lanolin. Dadurch entfällt das Waschen und Entfernen des Lanolins und deshalb benötigen die Alpaka-Fasern im Gegensatz zu vielen anderen Tierfasern keine starke Weiterverarbeitung. Für Allergiker bedeutet das, dass sich Alpakahaare auch für sie eignen. 

Da der Kern der Faser einen größeren Hohlraum hat als jener von Schafswolle, ist auch die Wärmeleistung bedeutend besser. Und noch ein Vorteil gegenüber Schafwolle: Alpakahaare kratzen weniger und sind kaum anfällig für Pilling-Bildung. Mit der richtigen Pflege sind Produkte aus Alpakawolle langlebig und strapazierfähig. Kurz gesagt: Du kannst Kleidung aus Alapakahaaren lange tragen. 

 

Die Qualitätsstufen der Alpakawolle

Im textilen Kontext werden Alpakahaare auch als Alpakawolle bezeichnet, sobald sie zu Garn weiterverarbeitet wurden. Es gibt zwei verschiedene Arten von Alpakas, deren Haare für Textilien eingesetzt werden: 5 Prozent der Tiere sind sogenannte Suri, 95 Prozent sind Hacaya. Die Haare der ersteren sind feiner und weicher. Sie lassen sich mit anderen Tierfasern wie Kaschmir und Seide vergleichen und werden vorwiegend bei Strickwaren eingesetzt. Für Produkte wie Hüte aber auch Mäntel werden die Haare der Hacaya verwendet, die gekräuselt und sehr dicht sind. 

Alpakahaare kommen in 22 natürlichen Farbnuancen und werden in verschiedene Qualitätsstufen eingeteilt, die sich am Durchmesser der Faser orientieren. So wird die höchste Stufe als „Royal“ bezeichnet und beinhaltet jene besonders weichen Haare aus der Bauchregion, die dünner als 18 Mikrometer sind. Als „Strong“ oder „Mixed“ werden die festeren Haare bezeichnet. Je feiner das Haar desto eher wird es für luxuriöse Textilien eingesetzt, festere Haare werden auch für Teppiche verwoben.

Noch ist der Marktanteil der Alpaka-Faser in der Textilindustrie sehr gering, allerdings steigt die Nachfrage, da sie wegen ihrer seidig-weichen Textur gerne als Alternative für Kaschmir eingesetzt wird. Kleidung aus der Naturfaser Alpaka erlebt gerade einen Boom. Laut der Marktforschungsplattform Research Report World lag der Umsatz vom Handel mit Alpaka-Vlies 2019 bei 156 Millionen US-Dollar soll aber bis 2025 auf 193 Millionen US-Dollar steigen. 

 

Welche ökologischen, sozialen und ethischen Auswirkungen hat Alpakawolle?

 

Die meisten HalterInnen von Alpakas in Lateinamerika, die weltweit den Hauptanteil der Naturfaser liefern, sind Kleinbetriebe, die im Durchschnitt 46 Alpakas besitzen. Meist gehören die Bäuerinnen und Bauern zur indigenen Bevölkerung, die seit Jahrtausenden Alpakas züchten. Die Kleinfarmer machen derzeit noch über 80 Prozent der Alpakazüchter aus. Für sie bedeuten die Tiere Tradition, Kultur und Handwerkskunst, außerdem ist die Wolle der Alpakas ist die einzige Einnahmequelle und damit ihre Lebensgrundlage. Die Naturfaser wird oft von Hand vor Ort weiterverarbeitet und in indigener Handwerkskunst meist mit pflanzlichen Farbstoffen gefärbt. So ist das Gewebe im Idealfall biologisch abbaubar, da keine Chemie eingesetzt wird. Kleinbäuerinnen und -bauern sollten daher unterstützt, fair bezahlt und geschult werden, um nachhaltiger handeln zu können.

Noch machen Massenbetriebe weniger als 20 Prozent der Quellen für Alpakahaare aus – ein guter Zeitpunkt, um die Weichen für die Zukunft zu stellen. Denn: Die Haare der Alpakas sind umweltfreundliche Fasern, die lange halten. Außerdem unterstützt die Produktion die kleinen Familienbetriebe der indigene Bevölkerung. Unabhängig von der Tierart kann es bei jeder Schur zu Tierleid kommen, besonders dann, wenn die Nachfrage zunimmt und viele Tiere gemeinsam gehalten werden, leiden meist auch die Haltungsbedingungen darunter.

 

Die Auswirkungen der Alpakas auf die Natur

Im Vergleich zu anderen Weidetieren haben Alpakas keine starken Auswirkungen auf die Umwelt. Ihre Hufe zerstören den Boden nicht, sie kommen mit wenig Essen aus. Die Tiere werden über das ganze Jahr frei gehalten und ernähren sich von Gräsern in den unwirtlichen Gegenden der Anden. Alpakas sind ergiebiger als andere – sie geben mehr Wolle pro Tier.

Bei Wiederkäuern, zu denen auch die Alpakas zählen, entsteht allerdings das Problem mit nitrathaltigen Ausscheidungen, die die Versäuerung des Bodens verstärken. Zahlreiche Untersuchungen zu den Methanemissionen von Wiederkäuern zeigen, dass Wiederkäuer mehr Methan im Darm produzieren als andere pflanzenfressende Säugetiere. Eine Studie der Universität Wollongong in Australien belegt aber, dass Kameliden zu denen auch die Alpakas gehören, weniger Methan produzieren. Gemäß den Forschern sei der Grund dafür die allgemein geringere Nahrungsaufnahme von Kameliden.

 

Die richtige Schur macht den Unterschied

Wie auch Schafe müssen Alpakas geschoren werden, um ihre feinen Haare gewinnen zu können. Jede Schur, gerade bei natürlichen Fluchttieren, hat ethische Implikationen. Tierschutzorganisationen wie PETA befürchten, dass Alpakas, die zu den Fluchttiere gehören, bei der Schur enormen Stress empfinden. Fühlt sich ein Alpaka bedroht, beginnt es zu spucken. Forscher der Veterinärmedizinischen Universität in Wien haben in der Spucke von Alpakas das Stresshormon Cortisol gefunden. Doch nur wenn die Tiere auf dem Schertisch festgebunden werden, verfallen sie in Panik, schreiben die Forscher. Deswegen sollte auf die Schur im Stehen mit professionellen hygienischen Scheren gesetzt werden. Auf diese Art und Weise empfindet das Tier weniger Stress und erhält die normale Herzfrequenz.

In einem Massenbetrieb in Peru hat PETA aufgedeckt, dass neben der Schur auf dem Tisch, auch Zeitdruck und mangelhafte Scherwerkzeuge zusätzlich ein Problem darstellen. Das System, dass die Scherer pro Kilogramm Wolle bezahlt werden, statt nach Arbeitsstunde feuert die Problematik deutlich an: Die Menschen und Tiere am untersten Glied der Produktionskette werden ausgebeutet.

 

Auf was solltest du achten?

 

KonsumentInnen, die sich umweltschonend produzierte Alpaka-Bekleidung wünschen, sollten auf Nachhaltigkeitssiegel achten. Transparenz ist dabei das wichtigste Gut: Für einen ethischen Kauf ist eine offene Kommunikation über die Herkunft und Verarbeitung der Fasern die Grundlage. Über Zertifizierungen wie GOTS (Global Organic Textile Standard) geben zusätzliche Sicherheit zur fairen und nachhaltigen Bedingungen in der Weiterverarbeitung. Neue Standards überprüfen die Fasererzeugungsstufe und beleuchten unter anderem die ethische Tierhaltung sowie die Transparenz.

Dazu gehört der noch sehr junge Responsible Alpaca Standard (RAS), der Startschuss für die Entwicklung des Standards ist im März 2020 gefallen. Das Ziel: Alpakafasern zu verifizieren und zu kennzeichnen, die in tier- und umweltgerechten Betrieben produziert werden. Dahinter steckt die Organisation Textile Exchange, die unter anderem auch den Responsible Wool Standard sowie den Responsible Mohair Standard entwickelt hat. Die Anforderungen werden dabei speziell angepasst, um den Bedürfnissen der Alpakas gerecht zu werden.

Ein zuverlässiges Siegel ist GOTS. Der Global Organic Textile Standard (GOTS) setzt hohe Anforderungen an Umwelt- und Arbeitsbedingungen und gibt vor, dass ausschließlich Naturfasern aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) genutzt werden dürfen. Da bei kbA unter anderem auch die Haltungsformen meist strikt geregelt sind, eignet sich das Siegel daher auch als Orientierungshilfe für den Kauf von umweltfreundlichen Produkten aus Alpaka-Wolle. Eine weitere Möglichkeit, ist von Marken zu kaufen, die direkt mit Communities zusammenarbeiten.

 

Die richtige Pflege für Kleidung aus Alpakawolle

 

Naturfasern benötigen eine gute Pflege. Wie auch bei Fasern wie Kaschmir verlängert das die Lebensdauer der Kleidung. Strickwaren aus Alpakawolle lüftest du nach dem Tragen am besten an der frischen Luft. Ist ein Teil stark verschmutzt, kannst du es mit Wasser in Zimmertemperatur und einem milden Wollwaschmittel mit der Hand waschen.

 

Quellen zum Thema:

https://textileexchange.org/standards/development-hub/responsible-alpaca-standard/

https://www.sciencedaily.com/releases/2017/05/170512100416.htm

https://www.youtube.com/watch?v=hFH1dIj4d1c 

https://www.peta.de/themen/alpaka-wolle/

https://www.grandviewresearch.com/industry-analysis/alpaca-fiber-market

https://www.researchreportsworld.com

https://welttierschutz.org/projekte/nutztiere/vicunas-alpakas-lamas-in-suedamerika/

https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0094363

 

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