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7 vegane Leder-Alternativen, die du kennen solltest

Immer mehr KonsumentInnen wünschen sich tierleidfreies Leder. Mittlerweile ist die Auswahl an verschiedenen Kunstledern breit: Doch nicht jede Leder-Alternative ist auch gut für die Umwelt.
Text von Salome Kern
6/14/2021
Vegane LederalternativenVegane Lederalternativen

Gründe für Leder-Alternativen

Schlechte Haltungsbedingungen für Tiere

Überfüllte Ställe, ein brutaler Umgang und Eingriffe ohne Betäubung bei Tieren, die für die Lederindustrie gehalten werden, sind weit verbreitet. In Indien, das zu den größten Lederproduzenten gehört, ist die Kuh heilig. Das bedeutet für manche Kühe mitnichten eine gute Behandlung, sondern kilometerlange Märsche oder Fahrten in überfüllten Transportern zu weit entfernten Schlachthöfen, wo das Töten von Kühen erlaubt ist.

In den Transportern stehen die Tiere in schmerzhaften Positionen, festgebunden mit Metallringen an der Nase, damit sie nicht fallen und ihre Haut verletzen könnten. Kommen sie im Schlachthaus an, wird das Schlachten oft mit der Hahal-Technik durchgeführt, bei dem die Tiere grausam und ohne Betäubung getötet werden

Dass für Leder Tiere sterben müssen, ist nichts Neues. Auch dass die Haltungsbedingungen miserabel sind, berichten Medien und Organisationen seit Langem. Zum Glück hat die vegane Bewegung in den vergangenen Jahren Aufwind erfahren. Mehr und mehr KonsumentInnen lehnen ab, dass Tiere für Ernährung aber auch für Bekleidung leiden müssen.

Schlechte Arbeitsbedingungen und Einsatz von Chemikalien

Doch es ist nicht nur der Tierschutz, der gegen die Produktion von Echtleder spricht. Auch die Arbeit in den Gerbereien ist schmutzig und die Bedingungen häufig menschenunwürdig. Um aus einer Haut Leder zu machen, werden enorme Mengen an giftigen Chemikalien eingesetzt. Der ständige Kontakt mit Schadstoffen wie Chrom kann bei ArbeiterInnen zu schweren Erkrankungen führen. Und da die Gerbprozesse oft in Ländern mit ungenügenden Umweltauflagen stattfinden, fließt Abwasser, das mit den schädlichen Stoffen belastet ist, in die Natur.

15 bis 50 Tonnen Wasser und 500 Kilogramm Chemikalien werden benötigt, um eine Tonne Kuhhaut zu gerben. Der Verzicht auf tierische Produkte fördert die Entwicklung von veganen Kunstledern.

 

Vegane Leder-Alternativen im Überblick

 

Diese 7 veganen Leder Alternativen sollte man kennen!

1. Synthetisches Leder

Synthetisches Leder aus Polyurethan (PU) oder PVC ist die am meisten verbreitete Alternative zu Echtleder, die Imitate lassen sich kaum mehr vom Original unterscheiden. 

Wann Kunstleder erfunden wurde, ist nicht genau bestimmbar. Seit den 50er-Jahren bestehen die meisten Kunstleder aus einer Textilbasis mit einer Beschichtung aus PVC. Im Gegensatz zu Echtleder ist synthetisches Leder weniger wasserdurchlässig und leicht zu reinigen. 

Man sollte sich nach anderen veganen Alternativen umsehen, denn Kunstleder basiert auf fossilen Brennstoffen und somit auf einer nicht erneuerbaren Ressource, außerdem ist die Herstellung äußerst energieintensiv. Dazu kommt, dass diese Kunststoffe biologisch nicht abbaubar und deshalb kaum recycelbar sind, weil unter anderem PVC-Weichmacher wie Phtalate eingesetzt werden.

2. Ananasleder Piñatex®

In der Landwirtschaft fallen große Mengen an Ananasblättern an, die normalerweise auf dem Müll landen. Dr. Carmen Hijosa, die Gründerin der britischen Firma Ananas Anam, entwickelte Materialien aus dem Nebenprodukt der Ananas, das bei der Ernte entseht, auf den Philippinen das Material Piñatex®. Gefärbt werden die veganen Materialien mit GOTS-zertifizierten Pigmenten. Die Endphase der Produktion findet in Spanien und Italien statt. Die Firma arbeitet mit zahlreichen Marken zusammen, die ihre Produkte Piñatex® verwenden. Ananasleder ist reißfest und atmungsaktiv. Es kann wie Echtleder für Schuhe, Taschen oder bei Möbeln eingesetzt werden. 

Dieses Kunstleder besteht allerdings nicht nur aus den Fasern von Ananasblättern. Beschichtet ist es mit dem erdölbasierten PU-Harz, was zur Folge hat, dass Piñatex® nicht vollständig biologisch abbaubar ist. Das Unternehmen hat jetzt bekannt gegeben, dass an einer Alternative geforscht wird.

 

3. Kork

Die Korkeiche ist ein Baum, aus dessen Rinde Kork nicht nur für den Verschluss von Weinflaschen oder Bodenbeläge, sondern auch für die Modeindustrie gewonnen wird. Dafür wird der Baum nicht gefällt, sondern sein Stamm nur teilweise geschält.

Korkproduktion ist zwar arbeitsintensiv, trägt aber erheblich zum Schutz der Umwelt bei: Korkeichen, die regelmäßig geschält werden, können bis zu viermal mehr Kohlenstoffdioxid speichern als jene, die nie geschält wurde. Kork ist von Natur aus robust, atmungsaktiv und wasserabweisend, außerdem ist jedes Produkt aus Kork ein Unikat. 

Für die Herstellung von modischen Artikeln werden dünne Korkplatten und eine Basis benötigt. Die Basis kann aus verschiedenen Materialien bestehen: aus Echtleder oder Polyester bis hin zu Baumwolle. Deshalb lohnt es sich vor dem Kauf genau zu prüfen, welche Basis verwendet wurde. Kork über Polyester zum Beispiel nicht recycelbar.

Die Produktpalette mit Korkleder reicht von Mode-Accessoires wie Taschen oder Portemonnaies bis hin zu Schuhen und Jacken.

 

4. Apfelleder

Apfelleder besteht aus Trester, wie die Abfälle der Apfelsaftindustrie genannt werden. Die Idee, daraus ein Lederimitat herzustellen, hatte der Südtiroler Hannes Parth, der 2008 den Bio-Müll analysierte und herausfand, dass in den Apfelresten Zellulose enthalten ist. Um Apfelleder herzustellen, wird der Trester getrocknet und zu einem Pulver gemahlen. Dieses Pulver wird dann mit einem Lösungsmittel sowie einem Kunststoffersatz aus Milcheiweiß gemischt und auf eine Textilbasis aufgetragen. Um das Apfelleder stabiler zu machen, wird es mit dem Kunststoff Polyurethan (PU) beschichtet. Die Herstellung mit erdölbasiertem Polyurethan ist allerdings umweltschädlich und das Produkt deswegen nicht recycelbar. 

AppleSkin™ der italienischen Firma Frumat wird bereits bei Kleidern, Möbeln oder Laptoptaschen eingesetzt. Das Produkt ist aber auch für andere Branchen interessant: Volkswagen hat 2019 ein Auto mit Sitzbezügen aus Apfelleder vorgestellt.

 

5. Weinleder

Bei der Herstellung von Wein bleiben Stiele, Schalen und Kerne als Bio-Müll zurück. Das italienische Unternehmen Vegea stellt aus diesen Produktionsabfällen ein Kunstleder her, ohne dafür zusätzliche synthetische Stoffe zu verwenden. Das Weinleder ist aus der Zusammenarbeit von mit unter anderem der Universität Florenz entstanden.

Die Vorteile von Weinleder liegen auf der Hand: Bei der Produktion wird kein Wasser verschwendet und es werden keine giftigen Chemikalien eingesetzt. Weinleder hat ähnliche Eigenschaften wie Echtleder. Das Material wird von zahlreichen Branchen eingesetzt: von der Mode- über die Möbel-  bis hin zur Verpackungs- und Automobil-Industrie.

 

 

6. Kaktusleder


Kaktusleder ist der Shootingstar unter den veganen Leder-Alternativen: Im Oktober 2019 stellten die Erfinder Adrián López Velarde und Marte Cázarez das Kunstleder zum ersten Mal auf einer Ledermesse in Italien vor. Das mexikanische Start-up Desserto stellt das Kunstleder aus dem Nopal-Kaktus her. Damit wird jedoch ein Rohstoff verwendet und kein Abfallprodukt wie beispielsweise beim Weinleder. Der Nopal-Kaktus braucht nur wenig Wasser zum Wachsen und ist an vielen Orten in Mexiko zu finden. 

Für die Verarbeitung wird kein Kunststoff eingesetzt, was die Abbaubarkeit begünstigt. Das Trägermaterial bei Lederimitaten von Desserto ist Baumwolle. Da die Struktur des Kaktus der von Echtleder ähnelt, besitzt Kaktusleder beinahe identische Eigenschaften wie Echtleder: Es ist widerstandsfähig, atmungsaktiv und flexibel.

 

7. Pilzleder

Pilzleder gibt es von verschiedenen HerstellerInnen. Es wird aus Myzel, dem Wurzelgeflecht von Pilzen gewonnen, das je nach ProduzentIn mit Maisresten, Sägespänen oder Hanffasern durchzogen wird. Beim Unternehmen Bolt Threads ist das Pilzleder mit dem Namen Mylo™ Unleather zwar nach eigenen Angaben erdölfrei, enthält aber Kunststoff, was bedeutet, dass es nicht biologisch abbaubar ist.

Das deutsche Unternehmen ZVNDER stellt Pilzleder aus dem Zunderschwammbaumpilz her, der in Rumänien verbreitet ist. Für das vegane FUNGISKIN werden gemäß dem Unternehmen keine Chemikalien eingesetzt, das Kunstleder sei vollständig ein Naturprodukt.

Ist veganes Kunstleder die Zukunft?

 

Diese große Auswahl an verschiedenen Kunstledern führt dazu, dass sich die KonsumentInnen genau informieren müssen, was tatsächlich im Kunstleder steckt. Die Auswirkungen der neuen Materialien auf die Umwelt sind noch nicht vollständig erforscht. 

Die Kunstleder auf Pflanzenbasis sind die bessere Alternative zu Echtleder als jene aus PVC. Einerseits durch die Umweltbilanz, aber andererseits auch wegen den Eigenschaften die lederähnlich sind. Das gilt auch dann, wenn das vegane Leder mit Polyurethan (PU) beschichtet ist. Doch die Herstellung des PU-Kunststoffes hat erhebliche Umweltauswirkungen und er ist nicht recycelbar, deshalb suchen Hersteller von veganen Ledern nach Alternativen. Die Beschichtungen sind derzeit die größte Herausforderung, die es noch zu meistern gilt.

 

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